Heute schreibe ich endlich mal über das Cafe Drechsler (Linke Wienzeile 22). Laut den Medien war es eine Wiener Institution. Und es ist war, es war ein besonderer Ort - Jahrzehnte lang unverändert. Wie die meisten Wiener wissen, hat der alte Drechsler (Engelbert Drechsler, heute etwa 78, seit 1957 Eigner des Familienunternehmens Café Drechsler und seit Urzeiten Kaffeesieder aus Passion - auch bekannt als „König vom Naschmarkt“) das Drechsler vor fast 2 Jahren verkauft.
+ [ Interior-Fotos & Info:
chrom.k-lab.net ]
Es gibt unzählige nette und merkwürdige Geschichten zu diesem merkwürdigen Ort und seinen merkwürdigen Gästen bzw. dem merkwürdigen Besitzer. Nicht nur das die Hackler vom Naschmarkt nur 1 Euro „geradeheraus“ für den Häferlkaffee und Standbesitzer aber 1,50 zahlen mussten; auch wenn man nach der Euro Einführung noch mit ein paar alten Schillingen zum Herrn Drechsler ging, macht man ihm nicht nur eine riesen Freude, sonder man konnte ganz normal bezahlen.
Zurück zu den ersten Gerüchten nach der Schließung… man hat munkelt McDonalds oder BurgerKing hat das ganze Haus gekauft und will dort eine Filiale reinstecken. Zum Glück hat sich das nicht bewahrheitet. Als die Causa Drechsler brandaktuell war, war mein erster Gedanke, die wunderbare alte Einrichtung vor ihrem Ende zu bewahren. Doch meine Nachforschung hat damals ergeben – der neue Besitzer hat über 300.000 Euro Ablöse zahlen müssen und will die Einrichtung nicht zerstören. Ich war erleichtert – wer so viel zahlt, zerstört nicht alles danach. Wie sich dann herausstellte hat das Hotel Triest das Lokal übernommen und den britischen Designer Conran beauftragt ein update durchzuführen. Wie ich gestern bei Besichtigung der Baustelle feststellen musste, scheint das ursprüngliche Konzept „alles beim Alten zu belassen und nur das Nötigste zu erneuern“ alles andere als durchgeführt zu werden. Zugegeben - man kann noch nicht wirklich den Endzustand erkennen, aber ich gehe vom schlimmsten aus!
Ruhe in Frieden – Liebes Cafe Drechsler!
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FORTSETZUNG: 03. Jän, 21:24
Ich habe heute einen umfassenden Bericht über die neuesten Entwicklungen des Drechslers erhalten... ich bin sehr froh darüber! Es wird ein sehr schönes neues (altes) Cafe Drechsler werden!
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FORTSETZUNG: 04. Jän, 13:16
Der "Bericht von Gestern": Manfred Stallmajer, Direktor des TRIEST, hat mir eine Fülle von guten Nachrichten übers Drechsler erzählt... "es wäre NIE MEHR möglich gewesen, das alte cafe je wieder so aufzusperren" denn die Gastronomischen Standards seien in Wien besonders zu handhaben. Jedoch sehr viele Dinge im Drechsler werden wir genauso oder sogar besser wieder vorfinden können... laut Dir. Stallmajer vorerst (leider) "vertraulich zu behandeln, OFF RECORDS!!!!" dh. ich werde zu gegebener zeit mehr schreiben können…
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FORTSETZUNG: 12. Feb, 21:11
Der angesprochenen Bericht war dieses Email in dem viele interessante Details zu finden sind:
ich habe ihren beitrag über das cafe drechsler gelesen und ich kann sie beruhigen....klar, wenn man die baustelle betritt sieht man im moment gar nichts, weil alles sorgfältig entfernt, zwischengelagert wurde und grossteils wieder eingebaut wird, nachdem man 50 jahre alten rauch und schmutz entfernt hat. das komplette ausräumen war notwendig, denn ansonsten hätten wir die behördlich notwendigen einbauten einer zeitgemässen heizung und lüftung und elektroinstallation, küche aber auch von WC´s nicht schaffen können, es mussten ja auch die feuchten wände trocken gelegt werden. bei aller liebe zum alten drechsler, die ich ganz besonders habe, muss uns aber allen bewusst sein, dass es NIE MEHR möglich gewesen wäre, das alte cafe je wieder so aufzusperren.
terence conran ist keine drohung, sondern sie werden feststellen, dass es eine sanfte renovierung ist.Conran haben wir deshalbgewählt, weil conran sehr viel gefühl für gastronomie und den "vibe für einen ort" hat, conran muss sich auch nicht durch spannende akzente , wie so mancher junger architekt beweisen. wir haben viel geld in die hand genommen um die lüftung (die in einer sehr hohen leistung vorgeschrieben ist) nicht mit rohren an den decken einzubringen, sondern die gewölbe bleiben unversehrt, sie werden kein rohr sehen und es wurde alles eingestemmt und geschickt so versteckt, dass man nur öffnungen in den wänden sieht, wie vorher, nur ein bisserl mehr....
kurzum: die alte holzvertäfelung im raum girardigasse bleibt erhalten, wird nur hergerichtet und wieder eingebaut, alle alten tische, alle alten thonet sessel, die schönen lampen aus der bauhauszeit welche im raum über den billardtischen hingen werden wieder integriert. nur die 60iger holzvertäfelung (spanplatten mit billiger furnier) im hauptraum an der wienzeile wird nicht bleiben, es wird auch nicht die alte originale kopiert werden, weil das lebt nicht, sondern es kommt dort etwas neues, modernes aber so stimmig, dass es passt. alle rundumlaufenden bänke gibts wieder, aber nicht aus plastik, sondern aus leder, aber in der selben proportion, ja selbst ein der zeit den mustern entsprechender linoleum boden kommt wieder und kein "hipper" geölter holzboden....es gibt keine billardtsche mehr, aber auf denen wurde sowieso nicht mehr gespielt, aber dafür muss in diesem raum eine lange bar an der innenseitig liegenden wand geben, denn wir müssen die getränke handeln können und haben keinen holzschupfen im hof mehr zur verfügung, und diese bar ist modern, aber sie wird sich sehr wohl und angenehm in das ambiente einfügen, dunkler warmer marmor...
porzellan von lilien, die alten formen, drechsler gebrandet, teilweise von lilien excl. für uns wieder aufgelegt....und typische wiener gute küche zu sehr fairen preisen, sehr guter kaffee, übrigens eine eigene röstung für das ccafe drechsler von NABER KAFFEE und die ungewöhnlichen öffnunsgzeiten, ab 3 uhr früh bis 2 uhr früh....
und die neon schrift auf der fassade kommt auch wieder, genau so wie früher....sie werden sich wohl fühlen, nur die lampen innen werden modern, aber die prinzipien der alten beleuchtung werden erhalten...lassen sie sich überraschen, aber ich denke ihre allgemeine angst ist unbegründet denn wir sind sehr sehr behutsam an die sache herangetreten wissend um die verantwortung dieses kult ortes, den ich ja selbst so schätze!!
und leider: der schöne legendäre windfang beim eingang wienzeile musste von behördenwegen leider entfernt werden, das stammt nicht von uns, sondern beruht auf einem bescheid aus dem jahre 1919, denn dieser vorbau war immer nur auf widerruf und muss bei betreiberwechsel entfernt werden und die behörde hat leider widerrufen....also das waren nicht wir, wir hättens gerne erhalten...aber die mindestbreite des gehsteiges ist mit dem hüttl nicht gewärleistet..
ich bitte sie dieses mail vertraulich zu behandeln, OFF RECORDS!!!! ich möchte nicht, dass vor der eröffnung etwas zu "tode diskutiert wird" ohne dass der gast sich vergewissern kann. ich denke, dieser wunsch ist ein fairer wunsch!!
mit besten grüssen!
manfred stallmajer
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FORTSETZUNG: 12. Feb, 21:16
Mein Schlusswort: Das Drechsler wird nicht mehr das Drechsler von Damals sein, aber ein anderes sehr schönes Drechsler!
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FORTSETZUNG: 14. Feb, 19:08
Schlusswort die Zweite: War heute zu Gast im Probebetrieb... hat alles sehr gut geklappt, die Atmosphäre ist sehr angenehm und kühl - man riecht zwar noch etwas die frische Farbe, aber die Stimmung ist wirklich ansprechende und auch der gute Naber Cafe und Demmer Tee sind wunderbar... also, morgen am 15. Feb ab 10.00 ist das neue Drechsler wieder da!
gad - 7. Dez, 17:45